Samstag, 3. März 2012

Wollten Herrliches gewinnen, aber ...

Wollten Herrliches gewinnen, aber es gelang uns nicht (Goethe „Faust II“ - Euphorion, Sohn Fausts und der Helena)
Ein uraltes Problem: „Leicht bei einander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen“ (Friedrich Schiller) – Der Weg vom Ideal zur Wirklichkeit ist schwer. Gewidmet allen, die ehrlichen Herzens in der DDR an den Sieg des Sozialismus geglaubt und dafür sich eingesetzt haben. Doch eine klassenlose Gesellschaft anzustreben, in welcher die Freiheit des Einzelnen die Voraussetzung für die Freiheit aller ist, steht nach wie vor auf der historischen Agenda, allen Kapitalismusanbetern zum Trotz.
War unser edles Bemühen falsch? Nie wieder Krieg! Gleiche Bildungschancen für alle, vor allem für Proletarierkinder! Ein kostenloses, prophylaktisches Gesundheitssystem! Soziale Sicherheit für alle! Keine Arbeitslosen, keine Bettler und Obdachlosen, Arbeit für alle! Großzügige Förderung nicht nur des Leistungssports, sondern auch des Kinder-, Jugend- und Volkssports!
Großzügige Förderung der Volkskunst! Spottbillige Bücher und Fahrgelder! Ein vorbildlicher Mutterschutz! Große Fortschritte bezüglich der Gleichberechtigung der Frau! Überwindung von Hunger und Not! Lehrstellen und Studienplätze für alle Schulabgänger! Großzügige Förderung einer humanistischen Kultur usw. Und dennoch ging unsere gute Sache den Bach runter.
Warum? Ist die Geschichte eine Hure?
Sozialistische Demokratie, gedacht als die Herrschaft der übergroßen Mehrheit des Volkes über die entmachteten Kriegsverbrecher und Kriegsgewinnler, war entartet zur Oligarchie einer unbelehrbaren Altherrenriege. Trommelfeuer aus westlichen Fernsehkanälen des Kalte Krieges, der ein wirklicher, weltweiter totaler Krieg war, dem sozialistischen Lager gegenüber vorwiegend mit psychologischen Methoden geführt, alle Mittel der Destabilisierung, Einmischung, der Sabotage, der Verleumdung und Lüge schlau nutzend und gebets-mühlenartig als „freiheitlich-demokratische Rechtsordnung“ gepriesen, aber durch seine wirtschaftliche Überlegenheit, sein reiches Warenangebot im Vergleich mit unserer Mangelwirtschaft sehr verlockend.
Doch seit „Genosse DDR“ nicht mehr heimlich mit am Tarifverhandlungstisch sitzt, hat der Kapitalismus sein wahres Wesen enthüllt: Die bürgerliche Demokratie entpuppt sich als „Bimbesdemokratrie“, heimliche Herrschaft des Großkapitals ÜBER das Volk, bürgerliche Freiheit als Freiheit des Finanzkapitals, den Völkern ihren Willen mit Hilfe des korrumpierten neoliberalen Parteienfilzes aufzuzwingen, der Rechtsstaat als das Recht der „RECHTEN“, der Reichen, „Volksparteien“, wozu sie sich selbst ernannt haben, als Volksverführerparteien.
Destabilisierung, Sabotage, Wirtschaftsboykott, Abwerbung von Fachkräften, wobei Stalins Verbrechen leider der  moralisch-politischen Rechtfertigung dienten.
Natürlich waren auch wir nicht fehlerlos: Verstöße gegen das Leistungsprinzip, technologisch-wirtschaftliches Unvermögen, die dritte industrielle Revolution zu meistern, Gängelei des Volkes, Verschärfung der Mangelwirtschaft durch immer schärfere Bevormundung des kleinen und mittleren Gewerbes usw.
Der Kalte und Heiße Krieg gegen den Sozialismus hatte in Wirklichkeit schon 1919 begonnen. Nachdem die Interventionskriege der imperialistischen Staaten gegen die junge Sowjetrepublik verloren gegangen waren, mit denen man „den Säugling in der Wiege erdrosseln“ wollte, begann man heimlich den zweiten Weltkrieg vorzubereiten, den die deutschen Imperialisten als Revanchekrieg für die Schlappe im 1. Weltkrieg intensiv seit 1919 vorbereiteten, den die Westmächte aber hinterhältig zu einem Stellvertreterkrieg Deutschlands gegen den gemeinsamen Feind, die Sowjetunion, umfunktionierten, indem sie das imperialistische Hitlerdeutschland durch die Appeasementpolitik zum Krieg gegen die Sowjetunion ermutigten.  

Scheinheilig sicherten die Westmächte Hitlerdeutschland heimlich Neutralität zu und versprachen Polen im Falle eines deutschen Angriffs zu verteidigen, was sich ebenfalls als Bluff herausstellte. Nachdem der Vorschlag der Sowjetunion zu einem Abkommen für kollektive Sicherheit abgelehnt worden war, ließ sich Stalin zu einem Nichtangriffspakt verführen, den die deutschen Imperialisten natürlich nicht ernst nahmen.
Stalin hatte sich nach Lenins Tod an die Spitze gesetzt, obwohl Lenin vor Stalin in seinem Testament gewarnt hatte. Die Repressionen Stalins waren allerdings auch der Unmöglichkeit geschuldet, unter diesen Bedingungen der kalten und heißen Kriege sozialistische Demokratie mit freiheitlich-demokratischen Mitteln aufzubauen. (Eberlein berichtet in seiner Biographie, wie der deutsche Gemeindienst über Bensh Stalin erfolgreich die Generalität als Verräter verdächtig machte.)
Als die imperialistische deutsche Armee vor den Toren Moskaus, Lenigrads und Stalingrads stand, belieferten die „antifaschistischen“ Westmächte die Sowjetunion mit Waffen und anderem Material, um ein drohendes großes imperialistisch-deutsches Weltreich zu verhindern, natürlich gegen Gold. Nachdem allerdings das imperialistische Deutschland besiegt war und der Sozialismus auch in Westeuropa zu siegen drohte, ließen die westlichen Imperialisten ihre antifaschistische Maske fallen. Sie brachen frech das Potsdamer Abkommen, spalteten Deutschland durch die heimlich vorbereite Währungsreform erst ökonomisch und mit der Gründung der BRD dann auch politisch und forcierte den Kalten Krieg, schoben aber die Schuld für die Teilung Deutschlands Stalin in die Schuhe.
Um es kurz zu machen: Das weltpolitische Kräfteverhältnis war für den Sozialismus so ungünstig, dass es trotz riesiger Anstrengungen noch nicht möglich war, die im Kampf vereinigten imperialistischen Mächte wirtschaftlich zu überholen, die moralische und kulturelle Überlegenheit auch wirtschaftlich durchzusetzen.
Lenin hatte bereits realistisch festgestellt, dass der Sozialismus wieder zum Untergang verdammt sei, wenn es nicht gelinge, den Kapitalismus auch wirtschaftlich zu schlagen.
Die LINKE sucht nun nach Sündenböcken für die Niederlage. Die einen machen Gorbatschow hauptverantwortlich, die anderen Bürgerrechtler wie Christian Führer, wieder andere Schabowski. Doch die Wahrheit scheint mir, alles im Zusammenhang betrachtet, dass letztlich die Oktoberrevolution zwar moralisch allein durch den verbrecherischen ersten imperialistischen Weltkrieg berechtigt, aber die Zeit für den Übergang zu einer höheren Stufe der Menschheitsentwicklung noch nicht reif war. Nachdem die Novemberrevolution in Deutschland niedergeschlagen, die Arbeiterbewegung im Land durch die Ermordung Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs enthauptet und die Sowjetunion isoliert war, waren praktisch schon die Würfel gefallen. Das soll kein Vorwurf sein, sondern nur eine nüchterne Feststellung.
China, das entsprechende Schlussfolgerung gezogen hat, spricht bewusst noch nicht von Sozialismus, sondern hat erkannt, dass erst einmal die zivilisatorisch-wirtschaftliche Basis geschaffen werden muss, um dann den Kapitalismus endgültig, friedlich und dauerhaft, überwinden zu können.
Dieser Moment scheint mir bereits gekommen. Aber wir müssen klug überlegen, welche konkreten Schritt in dieser Richtung bereits möglich sind. Das HISTORISCHE SUBJEKT scheint mir aber nicht das Proletariat zu sein, sondern nur eine immer mächtiger werdende REGENBOGEN-KOALITION lose vernetzter humanistischer Kräfte, zu der natürlich auch die LINKE gehört. Linke und kämpferische Humanisten müssen in einem fairen Wettstreit gemeinsam um die Herzen und Hirne der 98% Parteilosen und deren Wahlbeteiligung kämpfen, denn es geht nicht nur um die Befreiung des Proletariats, sondern letztlich um die Befreiung aller, selbst kapitalistischer Unternehmer aus ihrem „Goldenen Käfig“ aus dem Sachzwang nach Höchstprofiten auf Kosten der übergroßen Mehrheit, der zu immer größerem Wahnsinn treibt. Gründen wir RUNDE TISCHE HUMANISTISCHER VORDENKER UND AKTEURE, auch auf regionaler Basis. Bereits jetzt, noch bevor das Volk wahre VOLKSSOUVERÄNITÄT errungen hat, können wir konkret was tun, indem wir durch bürgerliche Initiativen unsere Regionalwirtschaft, vor allem erneuerbare Energien auf regionaler Basis fördern helfen.
Günter Rahm, Mitglied der STIFTUNG FRIEDLICHE REVOLUTION LEIPZIG

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