Montag, 21. November 2011

Der Mensch ist lernfähig!

Der Mensch ist lernfähig!  Warnung eines ehemaligen US-Bombenfliegers, jetzt katholischer Bischof der USA

(Auszug aus einer Predigt von Robert Bowman, ehemaliger Kampfflieger und US-Oberstleutnant mit 101 Kampfeinsätzen in Vietnam)

Wenn wir uns weiterhin über die wahren Hintergründe des Terrorismus täuschen lassen, wird er uns so lange weiter bedrohen, bis wir vernichtet werden. Die Wahrheit ist, dass keine unserer Atomwaffen uns vor dieser Bedrohung schützen kann. Kein Star-War-System, egal wie technisch hoch entwickelt, egal wie viele Milliarden hineingesteckt worden sind, kann uns vor einer Atomwaffe schützen, die in einem Segelboot oder in einer Cessna, in einem Koffer oder in einem Mietwagen ankommt. Das ist eine militärische Tatsache.
Wir sind das Ziel der Terroristen, weil wir gehasst werden,  und wir werden gehasst, weil unsere Regierung  hassenswerte Taten begangen hat. In wie vielen Ländern haben die Vertreter unserer Regierung Führer, die von der Bevölkerung gewählt waren, abgesetzt und durch Militärdiktaturen ausgetauscht, die nichts anderes als Marionetten sind und bereit waren, ihre eigenen Bürger an amerikanische Großkonzerne zu verkaufen?
Wir taten dies im Iran, als die US-Marine und das CIA Mossadegh absetzten, weil er die Ölindustrie nationalisieren wollte. Wir ersetzten ihn durch den Schah und bewaffneten, trainierten und bezahlten dessen gehasste Geheimpolizei, die die Menschen im Iran versklavte und terrorisierte, nur um die finanziellen Interessen unserer Ölkonzerne zu schützen. Wir taten dies in Chile. Wir taten dies in Vietnam. Und natürlich: Wie oft haben wir es in Nicaragua getan und in all den anderen lateinamerikanischen Bananenrepubliken. Wieder und wieder haben wir angesehene Führer verdrängt, die den Reichtum ihres Landes unter den Leuten, die dafür gearbeitet haben, verteilen wollten.
Deswegen sind wir rund um die Welt gehasst, und deswegen sind wir das Ziel der Terroristen. Der Hass, den wir gesät haben, ist zurückgekommen, um uns in der Form des Terrorismus zu bedrohen.
DAS IST DIE WAHRHEIT, DIE DIE AMERIKANISCHEN BÜRGER UND DIE WELT HÖREN MÜSSEN:  
Diesen abgrundtiefen Hass infolge jahrhunderte langer kolonialer und neokolonialer Unterdrückung unterentwickelter Länder habe ich während meiner britischen Gefangenschaft in Ägypten täglich erlebt. Uns war verboten, mit der einheimischen arabischen Bevölkerung zu sprechen, aber das ließ sich nicht mehr durchsetzen, als wir in der damals noch widerrechtlich von den Briten besetzten Suezkanalzone als Arbeitssklaven tätig waren, wo für die niedrigsten Arbeiten auch arme Fellachen eingesetzt waren.
Wenn diese Gelegenheit hatten, mit uns zu spreche, brachten sie ihre Wut über erlittenes Unrecht durch Briten und US-Amerikaner zum Ausdruck. Ferner wurden wir täglich Zeuge, wie respektlos selbst einfache britische Soldaten mit der einheimischen Bevölkerung umgingen.
Auch in der antiimperialistischen Entwicklung in Lateinamerika kommt diese jahrhundertlange Demütigung zum Ausbruch. 1973 konnte man in Chile die rechtmäßig gewählte Volksregierung mit massiver Unterstützung der US-Geheimdienste noch gewaltsam beseitigen. Doch die politische Entwicklung in Ländern wie Venezuela, Bolivien,  Brasilien, Argentinien, Ecuador und Guatemala zeigen, dass das nationale Selbstbewusstsein sich nicht ewig unterdrücken lässt.

Aus „MACHT OHNE HERRSCHAFT“ von ...

Aus „MACHT OHNE HERRSCHAFT“ von Georg Knepler
Die  nächsten Schritte (S. 87 ff.)
Das Ziel ist laut  Marx: eine Assoziation freier Produzenten. Doch Gleichberechtigung ohne Macht ist nur im Kreis von Familien durchsetzbar. Im Staat ist Macht ohne Herrschaft nur dann möglich, wenn diejenigen, die sie wollen, die Macht im Staat  wirklich haben, also bei wahrer Demokratie. Die Macht des Volkes, also die Macht aller gemeinnützig Tätigen, ist die einzige denkbare Form von Macht ohne Herrschaft, dass niemand des anderen Herr oder Knecht ist. Genau das wird seit 1959 in Kuba, seit 1992 in China, seit 1999 in Russland, seit 2002 in Venezuela, seit 2006 in Bolivien versucht.
Die dabei angewandten Methoden sind völlig von einander verschieden. In Kuba spielen politische Parteien keine Rolle im Konzept der Landesführung in China ist die Kommunistische Partei im Staat führend, die Hauptproduktionsmittel sind in Händen der Gesellschaft. In Russland gibt es viele Parteien, aber die Regierung führt durch, was sie für richtig hält, ohne die Parteien zu behindern oder zu verbieten (mit Ausnahme der faschistischen). In Venezuela  versuchen Präsident und Regierung in einem kapitalistischen Land nichtkapitalistische Grundsätze durchzusetzen. Diese vier Länder sind bis jetzt  erfolgreich. Kuba hat kapitalistische Länder auf den Gebieten Bildung und Gesundheit weit überholt und arbeitet mit Venezuela, Kanada und südamerikanischen Ländern sowie mit China eng zusammen.
China hat den Hunger auch in den von der Industrialisierung nicht erfassten Regionen und unter Arbeitslosen abgeschafft und während der letzten acht Jahre – als einziges Land der Welt  ständig hohe Zuwachsraten erreicht. Venezuela hat die Armen und Linken des Landes – es wird geschätzt, dass sie 80 % der Bevölkerung ausmachen – davon überzeugt sind, dass sie gar nicht so machtlos sind, wie sie befürchtet hatten, und hat auch in Brasilien, Ecuador und Bolivien Ereignisse ausgelöst, die vor kurzem unmöglich schienen.

Goethe und das Christentum ...

Goethe und das Christentum -  Aus "Abermals krähte der Hahn" von K. H. Deschner, ehemaliger Theologe

"Auch im Alter verurteilte Goethe, wie in der Jugend in radikaler Weise die gesamte  Geschichte des Christentums.“ Goethe hat zwar die Zentralgedanken der Bibel tief erfasst, und das Christentum hat sein Werk beeinflusst. Er selbst aber steht völlig außerhalb jeder kirchlichen Tradition und bekennt, dass er das Kirchenchristentum als antichristlich betrachtet.
Goethe hat als Dreißig- und Vierzigjähriger wiederholt über Jesus negativ geurteilt, aber seine Meinung später nicht unbeträchtlich geändert. So sagte er noch ein Jahr vor seinem Tod, „Jesus habe an einen Gott geglaubt, dem er alle Eigenschaften beilegte, die er in sich selbst als Vollkommenheit empfand. Es war das Wesen seines eigenen schöneren Inneren, voll Güte und Liebe wie er selbst, und ganz geeignet, dass gute Menschen sich ihm vertrauensvoll hingaben und diese Idee als die süßeste Verknüpfung nach oben in sich aufnahmen". Über das kirchliche Christentum aber hat Goethe zu allen Lebzeiten gleich negativ gedacht, besonders über das katholische. Bereits auf seiner italienischen Reise, die der Überzeugung seiner Jugend von der totalen Entartung des Christentums neue Nahrung gab und bis in sein Alter hinein lebendig blieb, bezeichnete er das katholische Rom als "Babel" und "Mutter so vielen Betrugs und Irrtums". Er höhnt: "Der Papst ist für mich der beste Schauspieler Roms". Noch als Fünfundsiebzigjähriger nennt er den Katholizismus eine "durch Pfaffenwesen verunstalteten Lehre". Schiller sprach vom Katholizismus als "dem Wahn, der die ganze Welt bestach".
Dem Protestantismus gegenüber verhält sich Goethe nicht ganz so negativ, doch ist der Unterschied nicht allzu wesentlich. Schon der junge Goethe erklärte, er gehe nicht in die Kirche und zum Abendmahl, da er "dazu nicht genügend Lügner" sei. Tritt er auch später der Reformation etwas freundlicher gegenüber, ist ihm der Protestantismus doch noch im Jahre 1817 "ein verworrener Quark, der uns noch täglich lästig fällt."
Völlig unannehmbar, ja, geradezu widerlich war für Goethe das Kernstück des Kirchenglaubens, die Christologie, die Lehre von der Erbsünde und Erlösung und der Glaube an die Göttlichkeit Jesu – lauter Dogmen, die Jesus selbst nicht vertreten hat. In den Venezianischen Epigrammen schreibt Goethe: "Vieles kann ich ertragen. Die meisten beschwerlichen Dinge duld ich mit ruhigem Mut, wie es ein Gott mir gedeut. Wenige sind mir jedoch wie Gift und Schlange zuwider, Viere: Rauch des Tabaks, Wanzen, Knoblauch und Kreuz". Im "Westöstlichen Divan" nennt Goethe das Tragen des Kreuzes als Schmuck eine "ganz moderne Narrheit". Noch wenige Tage vor seinem Tod, am 11. März 1832, fand Goethe im Gespräch mit Eckermann "viel Dummes in den Satzungen der Kirche" und sagte: "Sie fürchtet  nichts mehr  als die Aufklärung der unteren Masse". "Die Kirche will herrschen, und dazu muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geeignet ist, sich beherrschen zu lassen".
Es ist also nichts mit einer "verborgenen Christlichkeit" Goethes oder einer Annäherung an das Christentum "in den Jahren der Altersreife".
"Es ist die ganze Kirchengeschichte ein Mischmasch von Irrtum und Gewalt". Goethe selbst sagt wiederholt von sich, er sei ein "Heide", ein alter Heide, ein recht ausgemachter Heide, ein Nichtchrist, ein Mann, der sich fest und fester an die Gottesverehrung des Atheisten halte und in der Bibel nichts Einzigartiges sehe. Die Bibel nannte er sinngemäß ein lehrreiches Buch wie andere auch, das man kritisch lesen müsse.
Bereits im Alter von 6 Jahren begann er, wie er in „Dichtung und Wahrheit“ bekennt, an der
Existenz eines gütigen Gottes zu zweifeln. Im Jahre 1775 waren durch ein furchtbares Erd- Erdbeben in Lissabon Zehntausende Menschen ungekommen, aber Verbrecher durch das Beben entkommen. - Auf die Frage nach der Ursache des Bebens erklärte man ihm, dass es eine Strafe Gottes gewesen sei. Der junge Goethe darauf: „Aber wie kann der liebe Gott Tausende unschuldiger Menschen strafen und Verbrecher schonen!“
ALTERNATIVE HUMANISTISCHE VOLKSAUFKLÄRUNG