Dienstag, 9. November 2010

Max Weber, Begründer der Soziologie

Max Weber, Begründer der Soziologie
(1864 – 1920)
Webers wissenschaftliche Absichten sind hauptsächlich darauf gerichtet, die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit so zu durchdringen, dass es ihm und anderen möglich werde, sie in ihrer geschichtlichen Eigenart und in ihren welthistorischen Zusammenhängen zu erkennen, ihren Sinn zu beurteilen und handelnd auf sie einzuwirken.
Für die Verbreitung der allgemeinen verbindlichen Wertvorstellungen und für das Entstehen persönlicher Handlungsbereitschaft sorgte während des Kaiserreichs neben den kirchlichen Einrichtungen, neben den Schulen, den bürgerlichen Vereinen und dem Militär vor allem die Familie.
Sie Sozialwissenschaft bezeichnete er als eine Wirklichkeitswissenschaft. Die Wirklichkeit betrachtet er als unübersehbar, extensiv unendliche Mannigfaltigkeit. Diese absolute Unendlichkeit bliebe auch dann bestehen, wenn man ein einzelnes Objekt ins Auge fasse. Die sozialwissenschaftliche Erfahrung habe also mit der Alltagserfahrung gemeinsam, dass sie nicht alle Elemente der unendlichen Mannigfaltigkeit aufnehmen könne, sondern unter ihnen auswählen müsse. Jedoch vollziehe sich die Auswahl nicht naiv und situativ wechselhaft, sondern bewusst insofern als sie auf eine mindestens zeitweilige Identität der Elemente und deren Widerspruchsfreiheit achte. Die Merkmale und Gegenstände seien von der Wirklichkeit vorgegeben, seien nicht die Produkte der Phantasie oder des Wünschens.
Dieser Hinweis Webers auf die Relevanz von Wahrheit ist sinnvoll und richtig. Denn wissenschaftliche Wahrheit ist nur, was allen gelten will, die Wahrheit wollen. Weil trotzdem unter den unendlich vielen Möglichkeiten gewählt werden muss, sei die Frage nach den Auswahlkriterien entscheidend.
Nach welchen Prinzipien aber werde ein Teil ausgesondert? Es wäre aber trivial zu sagen, was uns wissenswert im Sinne von „wichtig“ oder „wesentlich“ erscheine.
Um der Frage nach den Prinzipien der Auswahl eine differenzierende Bestimmtheit zu geben, führt Weber den Wertbegriff KULTUR ein. „Kultur ist ein vom Standpunkt des Menschen aus mit Sinn und Bedeutung bedachter endlicher Ausschnitt aus der sinnlosen Unendlichkeit des Weltgeschehens. Die empirische Wirklichkeit ist für uns Kultur“, weil und sofern wir sie mit Wertideen in Beziehung setzen. Kultur umfasse diejenigen Bestandteile der Wirklichkeit, welche durch jene Beziehungen für uns bedeutsam werden, und nur diese. Weber unterscheidet nicht klar, ob dieses In- Beziehung- Setzen der subjektiven Interessenwillkür des Forschers überlassen bleiben, der dann als der wissenschaftliche Genius einer ganzen Epoche den Stempel aufdrückt, womit Weber Nietzsche folgen würde.
Oder ob sich hinter dem WIR und UNS nicht doch ein das Subjekt des Forschers transzendentierendes epochales Kollektivbewusstsein verberge, das die Wertzeichnungen reguliert. Was Gegenstand der Untersuchung werde, das bestimmten die den Forscher und seine Zeit beherrschenden Wertideen.
Die Wissenschaft kann den jeweiligen Gegenstand ihres Erkenntnisinteresses nicht anders haben als in der Vorstellung, lässt dafür aber weder den Begriff „Gesetz“ oder „Begriff“ im Sinne der traditionellen Logik zu.
Für Weber handelt es sich um einen Spezialfall einer Form der Begriffsbildung, welche den Menschen von der menschlichen Kultur eigentümlich und in gewissem Sinne unentbehrlich ist.
Dieses Gedankenbild vereinigt bestimmte Beziehungen und Vorgänge des historischen Lebens zu einem sich widerspruchslosen Kosmos gedachter Zusammenhänge. Inhaltlich trägt diese Konstruktion den Charakter einer UTOPIE an sich, die durch gedankliche Steigerung bestimmter Elemente der Wirklichkeit entsteht.       

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